Am 12.02.1911 wurde Hans Habe in Budapest geboren. Die Älteren werden sich noch an ihn erinnern. Der Journalist und Schriftsteller (eigentlich János Békessy) wuchs in Wien auf, studierte in Heidelberg, kehrte, weil er dort, obwohl protestantisch getauft, wegen seiner jüdischen Herkunft diskriminiert wurde, wieder zurück nach Wien. 1938 von den Nazis ausgebürgert, ging er nach in Frankreich ins Exil, 1940 dann Flucht über Spanien und Portugal in die USA (was die Vorlage für Erich Maria Remarques Roman „Die Nacht von Lissabon“ abgab). Nach 1945 lebte er in der Bundesrepublik, wieder in den USA und in Österreich und zuletzt in der Schweiz.
Er war eine vielseitige und schillernde Persönlichkeit: schon mit zwanzig Chefredakteur der „Österreichischen Abendzeitung“, 1935 Korrespondent für das „Prager Tagblatt“ in Genf beim Völkerbund, 1939 Kriegsfreiwilliger auf französischer Seite, ab 1942 in der US-Armee als Mitglied des militärischen Geheimdienstes in Abteilungen für Propaganda und psychologische Kriegsführung tätig. 1945 war er in dieser Funktion Gründer von 16 – allerdings oft kurzlebigen – Zeitungen in Deutschland, darunter als wichtigste die „Neue Zeitung“ in München, deren Chefredakteur er war (u.a. mit Stefan Heym und Erich Kästner als Mitarbeitern). In den 1960er und 1970er Jahren trat er für Israel ein und schrieb als polemischer politischer Kommentator gegen die bundesrepublikanische Linke an (ein konservativer „Extremist der Mitte“, so die „Welt“ in ihrer Würdigung zu seinem 110. Geburtstag, https://www.welt.de/…/Hans-Habe-konservativer-Extremist…), wobei er gegen Böll, Dürrenmatt und Hochhuth auch vor Gericht zog.
Auch sein Privatleben war bewegt: sechs Mal war er verheiratet. Von seinen zahlreichen und vielfach sehr erfolgreichen Büchern – sie standen mehrfach auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste – ist derzeit allein der Roman „Der Palazzo“ (als eBook) im Buchhandel erhältlich, alle anderen nur noch antiquarisch. Als er am 29.09.1977 in Locarno starb, war er für die Mehrheit der Jüngeren als Schriftsteller und Person völlig obsolet. Sein Buch „Wie einst David. Entscheidung in Israel“ (1971) wurde aber von Max Horckheimer, dem Kollegen Adornos, geschätzt. Vielleicht ein Grund, einmal einen Blick hineinzuwerfen.